Freitag, 2. August 2013

"Spannend, vielschichtig, humorvoll - ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann"

Mabuerele hat schon in der Leserunde von "Falsch" mitgelesen und wer ein wenig hier hinunterscrollt, der wird bald auf Ihre Rezension stoßen. Heute nun hat sie ihre ausführliche Buchbesprechung von "Heiss" online gestellt und ich bin hin und weg.... Hier ist sie:

„...Wir Menschen, der Reichtum und der Ruhm sind vergänglich, das Wissen jedoch überlebt die Fährnisse der Zeit...“


Wie rezensiert man ein Buch, das einen von der ersten bis zur letzten Zeile in Atem gehalten hat, das einen quer durch die Welt und die Jahrhunderte führte? Ich will es versuchen.


In der AEG-Turbinenfabrik von Siemens in Berlin wird Ostermontag nicht gearbeitet. Zwei Pförtner wechseln den Platz am Eingang. Der eine ist wenige Minuten später tot, der andere schläft kurz während des Dienstes ein und weiß nicht, warum.
John Finch, einer der tollkühnsten Piloten, nimmt Abschied von Brasilien. Es zieht ihn zurück nach Kairo.
Im Hochtal von Rumbur, der nordwestlichen Grenzprovinz von Pakistan, beginnt der 85jährige Shah Juan vom Volke der Kalash seine letzte Arbeit. Er sollte sie nie beenden.
Im Jahre 1314 verlässt ein Araber die Festung Peniscola im Königreich Aragonien. Seine Spuren verlieren sich im Sand der Wüste.
Diese vier Episoden geben einen kleinen Einblick in den vielgestaltigen Roman. Und es sind bei weitem noch nicht alle Handlungsorte und Zeitpunkte, die die Geschichte umfasst.
Der Autor lässt einige Protagonisten aus „Falsch“ wieder agieren. Die Verbindung der alten Geschichte zur neuen finde ich gelungen. Rückblicke gibt es nur dann, wo sie wirklich notwendig sind.
Andererseits führen gerade die Beziehungen zum ersten Band zu emotional berührenden Momenten. Hier genauer darauf einzugehen, würde zu viel verraten.
Wie vom Autor gewohnt, werden die neuen Protagonisten nicht nur auf unnachahmliche Weise eingeführt, sondern umfassend charakterisiert.
Da ist zum einen der Berliner Kommissar Thomas Calis, der jedem Leser sehr schnell in Erinnerung bleibt. Warum? Das weiß, wer das Buch gelesen hat! Zum anderen spielt der Pakistani Salam eine wesentliche Rolle.
Die Protagonisten sind Menschen mit Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten. Thomas Calis geht gern ungewöhnliche Wege. Salam ist nicht bereit, eine Freundschaft zu verraten. Seine Gefühle gegenüber Shah Juan leiten sein Handeln. Doch er kann auch hart und kompromisslos reagieren.
Hunde scheinen mit zu den Lieblingsprotagonisten des Autors zu gehören. Sie lockern die Geschichte auf und zaubern ein Lächeln auf die Lippen.
Die Handlungsorte sind so exakt beschrieben, dass ich sie vor Augen hatte.
Der Autor erzählt nicht nur eine spannende Geschichte, er hat in dieser einen viele andere verpackt. Hervorzuheben ist seine umfangreiche und genaue Recherche. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Das Buch hat mich nicht nur gut unterhalten, ich habe eine ganze Menge dazugelernt. Nur zwei der Themen möchte ich nennen. Das sind die komplizierten politischen Verhältnisse in Pakistan und mehrere Aspekte des zweiten Weltkrieges. Dabei scheut sich der Autor nicht, bittere und harte Wahrheiten auszusprechen. Doch diese Fakten werden nicht trocken vermitteln, sie stören nicht den Lesefluss, sie gehören einfach dazu – so mein Empfinden. Wären sie nicht, würde mir im Buch was fehlen.
Gekonnt spielt der Autor mit den Gefühlen seiner Leser. Neben harten und grausamen Szenen finden sich Abschnitte voller Emotionen, die berühren. Gleichzeitig durchzieht den Roman ein feiner Humor.
Geschickt wird im Roman ein Spannungsbogen aufgebaut, der zum Ende seinen Höhepunkt erreicht. Der ist nicht nur bedingt durch die vielfältige und abwechslungsreiche Geschichte, sondern auch durch die Form des Erzählens. Die kurzen und kompakten Abschnitte enden meist im entscheidenden Moment, so dass ich gezwungen war, mit den Protagonisten zu zittern und zu bangen. Wo im Fernsehen die Werbung kommt, kommt hier ein anderer Handlungsstrang. Das Buch aus der Hand zu legen, war deshalb gar nicht so einfach.
Der Umgang mit Metaphern und Adjektiven, eine kurze, präzise Sprache erhöhen den Lesegenuss, verlangen aber auch ein konzentriertes und genaues Lesen. Es gibt Sätze, die sollte man zwei Mal lesen und andere, die sollte man auswendig lernen. Das obige Zitat gehört meiner Meinung nach dazu.
Gut finde ich, dass jedem Abschnitt Ort und Zeit vorangestellt sind. Das hilft bei der Einordnung. Auch das eher schlichte Cover mit roter Schrift auf weißen Grund passt. Die Bedeutung der Skorpione erfährt der Leser gleich im Prolog.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hätte mehr als fünf Sterne verdient."

Und ich kann nur Danke sagen und mich freuen. Weil die Geschichte wirklich bei ihren Lesern angekommen ist - und zwar so, wie sie es sich erträumt hat....

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